Meine Familie lädt mich zu einer Hochzeit ein, wo viel harām gemacht wird, wie Musik, Tanz, usw. Ich gehe nicht zu solchen Veranstaltungen. Wie soll ich mich verhalten? Ich bin verzweifelt.

10. Januar 2021 / Verschiedenes /
Ich habe eine sehr wichtige und dringende Frage! Ich besuche schon lange keine Hochzeiten auf der Geschlechtermischung und unislamische Musik stattfindet. Selbst wenn es meine Schwester war. Nun fängt es aber allmählich an schwer zu werden. Meine Nichten und Neffen heiraten und demnächst auch meine Kinder. In unserer Marokkanischen Kultur ist Musik normal und jetzt werden Bruder, Schwägerin, etc. traurig, wenn ich nicht dabei bin. Und ich selbst bin auch sehr traurig. Und mir wird gesagt: “Es ist viel schlimmer die Familienbande zu durchbrechen und einen Menschen traurig zu machen als irgendwo zu sein, wo Musik gespielt wird“ zumal mich diese Musik nicht interessiert. Ich schaue Allhamdullilah weder Filme an, noch höre ich Musik o.ä.. Ich brauche einen Rat, ich bin verzweifelt. Was ist richtig?


Antwort:

Die Schwester fragt bezüglich einer Hochzeit, die demnächst stattfindet und wo es Geschlechtermischung gibt, Musik gespielt wird und das was man kennt von orientalischen Hochzeiten, speziell von der arabischen Seite, von den Berbern, von den Türken, von den Kurden und der orientalischen Seite, aber auch in anderen Traditionen stark verbreitet ist. Dies sind Hochzeiten auf denen Musik gespielt und zu dieser Musik dann auch getanzt wird und ähnliches. Auch weiß man von diesen Hochzeiten, dass die Kleidungskultur eine sehr lockere Kleidungskultur ist, besonders bei den Damen, sodass viel von den Blößen der Frauen zusehen ist. Ebenfalls ist das Verhalten der tanzenden Frauen häufig anstandslos und das findet in Gegenwart fremder Männer statt. Sie schauen auf sie und betrachten ihren Tanz, wobei das Ansehen dieser Frauen von fremden Männern, nicht erlaubt ist. Das kann bei einigen Männern zu bestimmten Fantasien und Bildern im Kopf führen und das führt zu viel Frevel. Von der Männerseite ist ebenfalls etwas Schlechtes bekannt, nämlich dass sich unterm Tisch Alkohol befindet, dieser gegossen und getrunken wird oder sogar Drogen konsumiert werden. Geschieht dies nicht öffentlich, findet es hinter den Kulissen statt. Das ist bekannt, dass es auf vielen Hochzeiten passiert und gerade bei den orientalischen Kulturen sind solche traditionellen Hochzeiten zur Normalität geworden.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie man sich in diesem Zusammenhang verhält, vor allem als jemand, der von sich selbst sagt, dass man ein rechtschaffener Mensch ist, also eine tugendhafte Frau oder ein tugendhafter Mann und kein harām begehen möchte. Man möchte Allāh den Erhabenen zufriedenstellen und man weißt nicht, wie man vorgehen soll, denn man wirft dir vor du würdest die Familienbande trennen und du würdest Menschen unglücklich machen und Herzen zerbrechen und dementsprechend weiß man nicht, wie man vorgehen sollte.
Hier ist erst einmal ganz wichtig anzumerken, dass wenn das Herz eines Sünders, durch die Rechtschaffenheit eines Gläubigen gebrochen wird, es sich nicht um eine Angelegenheit handelt, über die man sich ärgern sollte. Der Sünder hat ein ganz anderes Problem, denn wenn er diese Sünde macht oder dazu aufruft und andere Leute dazu animiert dahin zukommen und Musik zu hören, zu tanzen, die Geschlechter zu mischen und vieles mehr, ist er der Sünder, welcher zu eine Sünde aufruft und sollte wissen, dass es rechtschaffene Menschen gibt, die auf halāl und harām achten. Ein Sünder soll auch nicht das Bild beigebracht bekommen, dass eine rechtschaffene Person zu sich sagt: "Ist egal, ich komme trotzdem." Nein, die Person soll verinnerlichen, dass es Menschen gibt, die nicht bereit sind an solch einer Veranstaltung teilzunehmen, ganz gleich wer diese Veranstaltung macht.
Ein rechtschaffener Diener verabscheut solche Vorgehen und lehnt es im Herzen vehement ab, aber manchmal ist es wichtig eine Situation abzuwiegen. Einige Gelehrte erlauben den Besuch dieser Veranstaltung, wenn man selbst in der Lage ist auf solchen Veranstaltungen das Gute zu verbreiten und das Schlechte zu verbieten. Das heißt, wenn man in der Lage ist den Leuten zu sagen, dass sie es unterlassen sollen harām zu begehen und dass man darauf achten soll, den Segen von Allāh zu erlangen, also das man das Gute gebietet und das Schlechte verwirft, dann soll man hingehen und dort auch die Präsenz zeigen.
Erlaubt die Situation es nicht, das heißt man ist nicht in der Lage das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwerfen, muss man abwiegen. Ist man nur da, damit die Familie nicht zerstritten wird, dann gilt ein wichtiger Punkt zu verinnerlichen, und zwar wenn man dahin geht, sollte man darauf achten, den größten Nutzen mit dem wenigsten Schaden zu erlangen. Den größten Nutzen durch das gute Wort, durch das Erinnern an Allāh, den Erhabenen und an den Tag der Abrechnung und den geringsten Schaden, indem man so gut es einem möglich ist, dem harām aus dem Weg zu gehen.
Dazu gehört z.B., dass man nicht im Raum bleibt, wo getanzt wird, sondern dass man sich einen Nebenraum sucht und seiner Familie durch die Anwesenheit klarmacht, dass man zwar für die Pflege der Familienbande da ist, aber man gegen das ist, was auf dieser Veranstaltung geschieht. Sollte man keine Möglichkeit finden und auch keinen Nebenraum, kann man kurz dahingehen, dem Ehepaar und der Familie gratulieren und sich dann wieder verabschieden und den Ort verlassen. Man braucht sich keine Gedanken darüber zumachen, ob man die Familienbande trennt. Vielmehr ist es so, dass es die Frevler sind, die die praktizierenden Gläubigen von der Familie fernhalten. Sollten die Familie keine Muslime sein, wäre die Vorgehensweise eine andere, da man dann abwiegen müsste, ob man mit seinem Verhalten, also weil man nicht hingeht, die nicht-muslimische Familie vom Islam abhält. Hier in deinem Fall braucht man das jedoch nicht zu berücksichtigen, da es sich um Muslime handelt, die leider ihre Religion nicht ernst nehmen. Durch deinen festen Standpunkt versuchst du ihnen klarzumachen, dass der Islam dieses Verhalten nicht erlaubt. Wir hoffen darauf, dass dadurch ein Weckruf entsteht. Bei den meisten nicht richtig praktizierenden Muslimen reicht manchmal eine kleine Ursache aus, um die Herzen wieder zu reaktivieren und wir bitten Allāh dich zu dieser Ursache zu machen, dass deine Familie durch dich zur Religion zurückfindet. Doch Allāh weiß es besser.