Wo sollte der Diener während des Gebets hinschauen?

Scheich Ibnu ʿUthaymīn (raḥimahullāh) wurde gefragt: Wo sollte der Diener während des Gebets hinschauen?


Er sagte:

Die Gelehrten sind sich uneinig darüber, wohin man während des Stehens im Gebet schauen sollte.
Es ist in der Madhhab (Rechtsschule) von Imām Mālik bekannt, dass der Betende vor sich schaut. Die Meinung von Imām Aḥmad ist, dass er zur Stelle der Niederwerfung schaut, dies ist auch die Meinung von Imām Asch-Schāfiʿī und Abū Ḥanīfa (raḥimahumulllāh). Ihr Beweis ist die Überlieferung (, welche unterbrochen ist) von Muḥammad ibn Sirin, der berichtete, dass der Prophet ﷺ „es pflegte, seinen Kopf zu senken und auf die Stelle der Niederwerfung zu schauen", weil jenes wirksamer ist, in der Entstehung von Khuschūʿ (Demut).
Einige Gelehrte haben gesagt: „Wahrlich, der Imām und der allein Betende schauen auf die Stelle der Niederwerfung. Was den Ma’mūm (Person, die im Gebet geleitet wird) betrifft, so schaut er zum Imām und der Beweis dafür ist der Ḥadīth in Al-Bukhārī, indem berichtet wird, dass als der Prophet ﷺ As-Salātul-Kusūf (das Mondfinsternis Gebet) verrichtete, seinen Gefährten berichtete, dass ihm Jannah und das Höllenfeuer gezeigt wurde, dann sagte er zu ihnen: „Das war (dann), als ihr mich vor- und zurückbewegen gesehen habt.“ Dies ist ein Beweis dafür, dass sie (die Saḥāba) zu ihm (dem Propheten ﷺwährend des Gebetes) schauten.
Und von den Beweisen ist der Ḥadīth, indem überliefert wird, dass als die Minbar (Kanzel) des Propheten ﷺ gebaut wurde, er sich (zum Gebet) auf sie stellte und sich auf ihr vorbeugte, und als er sich niederwerfen wollte, ging er runter, warf sich auf dem Boden nieder und sagte: „Wahrlich, ich habe dies nur vorgeführt, sodass ihr mir folgen könnt und mein Gebet lernt“. Dies ist ein Beweis dafür, dass sie ihn ansahen; und es wurde ebenfalls von den Saḥāba erwähnt, dass der Gesandte ﷺ es pflegte, während des Nichthörbaren Gebetes zu rezitieren. Als man sie (die Saḥāba) darauf ansprach, woher sie das wüssten, so sagten sie: „Aufgrund der Bewegung seines Bartes“. All dies ist in Saḥīḥ Al-Bukhārī verzeichnet.
So ist dies ein Beweis, dass der Ma’mūm zum Imām schaut, um ihm besser zu folgen und aufgrund der Tatsache, dass der Imām vergesslicher Weise aufstehen oder sich hinsetzen könnte; so schaut der Ma’mūm auf den Imām. Es ist besser für ihn, dem Imām zu folgen.
Was den Imām und die allein betende Person angeht, so schauen sie auf die Stelle der Niederwerfung.
Diese Meinung ist die, welcher am nächsten an der Wahrheit (in dieser Angelegenheit) ist, insbesondere dann, wenn der Ma’mūm es nötig hat (den Imām anzuschauen), z.B. wenn er nicht in der Lage ist (den Imām) zu hören, dann schaut er zum Imām und folgt ihm dementsprechend.
Die Ausnahme jedoch ist, wenn er in der sitzenden Position ist, weil er auf seinen Zeigefinger schauen sollte, gemäß der Überlieferung von ʿAbdullāh ibn Zubair, dass der Prophet ﷺ niemals seine Blicke von seinem Zeigefinger abwendete.
Des Weiteren gibt es eine Ausnahme, wenn er in Masjid Al- Ḥarām betet und es möglich ist, die Kaʿbah anzuschauen, dann sollte er zur Kaʿbah schauen.
Und (eine Ausnahme besteht) ebenfalls, bei As-Salāt ul-Khawf (dem Gebet der Furcht/Gefahr), während der Feind um ihn herum ist, (in diesem Szenario) schaut er in die Richtung des Feindes.
Was jedoch die Meinung über das Anschauen der Kaʿbah angeht, so ist die richtige Meinung in Bezug auf den Betenden, sie nicht anzuschauen, da es keine Beweise dafür gibt. Ebenso kann dies zu einer möglichen Ablenkung führen, besonders wenn Leute den Tawāf (Umrundung um die Kaʿbah) vollziehen.
 
[Tafsīr Sūrat al-Baqarah (2:126-127), veröffentlicht: Dār Ibn al-Jawzī]
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